Klare Worte von Köhler - nur die Kritik am IWF fehlt
Zur Rede von Bundespräsident Horst Kohler am heutigen Welternährungstag erklärt Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung:
Bundespräsident Horst Köhler hat anlässlich des Welternährungstages heute in einer Rede vor der Welternährungsorganisation FAO Klartext geredet: Hunger sei kein Schicksal sondern das Ergebnis schlechter Politik. Sowohl von den Regierungen der Hungerländer selbst als auch von der Entwicklungspolitik der Industrienationen sei die ortsnahe, nachhaltige Produktion von Grundnahrungsmitteln für regionale Märkte sowie die Förderung der Kleinbauern vernachlässigt worden. Die Ausrichtung der Agrarproduktion auf Monokulturen für das Exportgeschäft sei ein Fehler gewesen und habe das Hungerproblem verschärft. Auch gerechtere Strukturen im Welthandel wurden von Horst Köhler mit Nachdruck angemahnt.
Vielen Dank Herr Bundespräsident für diese deutlichen Worte! Wir teilen sowohl Ihre Analyse als auch Ihre Forderungen. Uns hat nur gewundert, dass Sie in diesem Zusammenhang nicht auch noch auf die negative Rolle des Weltwährungsfonds eingegangen sind, der im Rahmen seiner Kreditvergabe Entwicklungsländer zu Marktöffnungen zwingt, die die Ernährungssicherheit gefährdet. So sind - wie ein jetzt vorgelegte Studie von "Brot für die Welt" eindrucksvoll belegt - durch die auch vom IWF erzwungene Liberalisierung der Reismärkte in Ghana, Indonesien und Sri Lanka - Zigtausende von einheimischen Reisbauern in den Ruin getrieben worden. Die Zahl der Hungernden ist gestiegen.
Aber vielleicht ist Ihre Kritik am IWF ja auch in Ihrer Forderung versteckt, die internationalen Finanzinstitutionen näher an das System der Vereinten Nationen heranzubringen. Wenn Sie damit meinen, dass sich auch der Weltbank, der IWF und die WTO die Umsetzung des "Rechts auf Nahrung" auf ihre Fahnen schreiben und von ihrem Liberalisierungsdogma ablassen sollten, dann sind wir ganz auf Ihrer Seite!