Wiederaufbau in Haiti – Den Vereinten Nationen fehlen die versprochenen Mittel
Anlässlich des morgigen Jahrestages des Erdbebens in Haiti erklären Tom Koenigs, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, und Thilo Hoppe, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Der Wiederaufbau in Haiti ist bisher vor allem deswegen gescheitert, weil den Vereinten Nationen nicht die notwendigen Mittel bereitgestellt wurden. Im vergangenen Jahr fehlten 500 Millionen US-Dollar. Auch die Bundesregierung vergibt ihre Hilfen lieber bilateral als effizientere multilaterale Strukturen zu nutzen.
Allein für die Bekämpfung der Cholera werden 174 Millionen US-Dollar benötigt. Bislang hat die internationale Staatengemeinschaft nur ein Viertel dieser Summe aufgebracht. Die Folge: Seit die Vereinten Nationen die internationale Staatengemeinschaft zu Hilfen gegen die Cholera-Epidemie aufgerufen haben, hat sich die Zahl der Infizierten von 14.642 auf 171.304 Infizierte verzwölffacht. 3.651 Menschen sind an Cholera gestorben. Dabei lässt sich diese Krankheit vergleichsweise einfach behandeln.
Auch in anderen Bereichen ist der Wiederaufbau gescheitert. Ein Jahr nach dem Erdbeben leben 1,3 Millionen in Notunterkünften, darunter 380.000 Kinder. 3,7 Millionen Menschen haben immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das ist eine Blamage für die internationale Gemeinschaft.
Den Vereinten Nationen müssen endlich ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit der Wiederaufbau in Haiti Erfolg hat. Wenn sich die Staaten weiter vorrangig bilateral engagieren, werden die Haitianerinnen und Haitianer auch zum Jahreswechsel 2012 zu Millionen unter menschenunwürdigen Umständen leben müssen. Wir hatten uns im Bundestag für einen Sondertitel zur Wiederaufbauhilfe stark gemacht, um zu gewährleisten, dass die Bevölkerung in Haiti mit einer zuverlässigen und langfristigen Hilfe aus Deutschland rechnen kann. Die Regierungskoalition hat dies abgelehnt.