Weltentwicklungsbericht der Weltbank: Notwendiger Strategiewechsel fehlt
Zur Veröffentlichung des Weltentwicklungsberichts 2008 "Landwirtschaft für Entwicklung" (WDR 2008) erklärt Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung:
Wir begrüßen sehr, dass im diesjährigen Weltentwicklungsbericht der Weltbank das erste Mal seit 25 Jahren wieder die Landwirtschaft in den Entwicklungs-
ländern an oberster Stelle erscheint.
Der Weltentwicklungsbericht verpasst es aber, den dringend notwendigen Strategiewechsel in der ländlichen Entwicklung einzufordern. Wirtschaftliche Entwicklung und höhere Einkommen aus einer verbesserten Landwirtschaft reichen allein nicht aus, um das Recht auf Nahrung zu verwirklichen.
Der Weltbankbericht liegt richtig, wenn für Bauern in den Entwicklungsländern besserer Zugang zu Land, Wasser, Saatgut und Krediten angemahnt wird. Gleichzeitig aber vertritt die Weltbank eine kompromisslose Politik der Zollsenkungen in den Agrarländern des Südens. Bescheidene Fortschritte in der Bekämpfung des Hungers auf dem Land werden dadurch leicht zunichte gemacht, weil Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihr Einkommen verlieren durch die Überflutung der Märkte mit subventionierten Billigimporten von Nahrungsmitteln aus den USA und der EU. Außerdem setzt die Weltbank zu sehr auf die Methoden einer industrialisierten Landwirtschaft und auf eine Überbewertung des Exportgeschäfts.
Wollen wir Armut und Hunger wirksam bekämpfen, dann brauchen wir vor allem eine nachhaltige Produktion von Grundnahrungsmitteln für regionale Märkte. Wir brauchen die Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und endlich gerechtere Strukturen im Welthandel. Ein menschenrechtsorientierter Ansatz würde diesen Anforderungen gerecht werden. Das Recht auf Nahrung aber wird nur ein einziges Mal im Weltentwicklungsbericht erwähnt. Die Leitlinien zur Umsetzung dieses Menschenrechts auf Nahrung – immerhin von fast allen Staaten dieser Welt unterschrieben - kein einziges Mal.