Vorrang für Nahrung – Mehr tun für ländliche Entwicklung
Anlässlich der Frühjahrestagung der Weltbank und des IWF am kommenden Wochenende erklären Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung und Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin:
Die globale Nahrungsmittelkrise verschärft sich weiter. Angesichts der massiv gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel kam es in vielen ärmeren Ländern zu sozialen Unruhen, die zum Teil sogar Menschenleben gefordert haben. Besonders betroffen sind arme Menschen in urbanen Gebieten - Slumbewohner – die bereits vor der enormen Preissteigerung 80 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben mussten. Jetzt haben sie schlichtweg nicht mehr genug Geld in der Tasche, um sich ernähren zu können.
Die Gründe für die Krise sind vielfältig: der wachsende Fleischkonsum in aufstrebenden Ländern wie China und Indien, gestiegene Energiepreise und die zunehmende Produktion von Agrartreibstoffen, aber auch die Auswirkungen des Klimawandels tragen zu der Krise bei. Mangelnde Investitionen in die Landwirtschaft durch viele Entwicklungsländer selbst und die Gebergemeinschaft gilt es so schnell als möglich umzukehren.
Kurz vor ihrer diesjährigen Frühjahrestagung hat die Weltbank die Brisanz des Themas erkannt: Weltbankpräsident Robert Zoellick befürchtet, dass viele der ärmsten Länder in ihrer Entwicklung um Jahre zurückgeworfen werden. Kurzfristig muss denen geholfen werden, deren Not am größten ist. Das Welternährungsprogramm ist weiterhin auf der Suche nach rund 500 Millionen US$, um die diesjährigen Programme zu finanzieren. Wir begrüßen, dass die Weltbank ihre Programme im Agrarbereich in Afrika von 450 Millionen US $ auf 800 Millionen US$ verdoppeln will. Eine neue Übereinkunft "New Deal for Global Food Policy"- wie ihn die Weltbank fordert - darf sich nicht nur auf eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und die Unterstützung der Agrarindustrie konzentrieren. Für eine wirksame Bekämpfung von Armut und Hunger brauchen wir eine nachhaltige Produktion von Grundnahrungsmitteln für lokale und regionale Märkte, die Förderung von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und gerechtere Strukturen im Welthandel.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die angemessene Vertretung aller Länder im IWF zu organisieren. Wir unterstützen eine Reform, denn die Herausforderungen des globalen Finanzsystems und ein verbessertes Krisenmanagement brauchen auch einen Internationalen Währungsfonds, der sich neu legitimiert und auf der Höhe der Zeit agieren kann.