Partnerschaft mit Lateinamerika für den Umwelt- und Klimaschutz nutzen
Zum EU-Lateinamerikagipfel in Lima erklären Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung, Global Governance und Welthandel, und Rainder Steenblock, europapolitischer Sprecher:
Soll der Gipfel in Lima mehr als ein Fototermin werden, müssen sich die Staats- und Regierungschefs auf Themen einigen, bei denen alle Beteiligten Handlungsbedarf sehen und die Zusammenarbeit attraktiv ist. Neben der Armutsbekämpfung ist der Klima- und Umweltschutz ein solches Thema. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Klima- und Umweltkooperation mit Lateinamerika und der Karibik zu intensivieren und die strategische Partnerschaft endlich mit mehr Leben zu erfüllen. Hier liegt ein großes Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Regionen: Wir können den Ausbau einer wirklichen Partnerschaft anbieten, von der alle profitieren, und die auf der Höhe der Zeit ist.
Bei der Stärkung des internationalen Umwelt- und Klimaschutzes ist Lateinamerika ein wichtiger Partner für Deutschland und die EU. Beide Regionen setzen sich für multilaterale Lösungen ein. Schon heute sind wir wichtige Verbündete bei internationalen Verhandlungen.
Deutschland kann zu einer verstärkten Kooperation zwischen den Regionen viel beitragen. Besonders im Bereich der Umwelttechnologien nehmen wir eine Vorreiterrolle ein. Deutschland hat in Pilotprojekten wie dem PPG7-Tropenwaldprogramm in Brasilien gezeigt, dass die Kooperation beim Umweltschutz Früchte tragen kann. Fortschritte werden jedoch immer wieder von Rückschlägen überschattet: So hat die Zerstörung des Regenwaldes in Amazonien in letzter Zeit wieder zugenommen. Eine echte Partnerschaft muss sich all diesen Problemen stellen: den Waldschutz intensivieren, durchsetzbare Nachhaltigkeitskriterien für den gesamten Agrarsektor vereinbaren und den Umwelt- und Klimaschutz konsequent mit der Armutsbekämpfung verbinden.
Die EU muss ihre Chancen in Lateinamerika nutzen. Dafür sollte sie regionale Kooperationen unterstützen, statt weitere bilaterale Freihandelsabkommen wie zuvor mit Chile und Mexiko abzuschließen. Lateinamerika und vor allem die regionalen Schwergewichte Brasilien und Mexiko sind längst globale Akteure. Ob Reform von Internationalem Währungsfonds und Weltbank oder Fortschritte bei der Doha-Runde der Welthandelsorganisation: Lateinamerika redet mit. Da ist die Absage der Gipfelteilnahme mehrerer EU-Staats- und Regierungschefs mehr als peinlich.
Thilo Hoppe ist Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.