Niebels Milchbubenrechnung
Zu den Forderungen von Entwicklungsminister Niebel, angesichts steigender Nahrungsmittelpreise die europäischen Agrarexportsubventionen abzuschaffen und den Welthandel für Agrarprodukte vollständig zu liberalisieren, erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:
Dass Entwicklungsminister Niebel die Europäische Union auffordert, auch ohne Abschluss der WTO-Verhandlungen bis 2013 alle Agrarexportsubventionen abzuschaffen, ist zu begrüßen. Doch mit seiner Forderung, den Welthandel für Agrarprodukte vollständig zu liberalisieren, schießt Niebel mal wieder weit über das Ziel hinaus. Denn auch nach Abschaffung der Agrarexporterstattungen können die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien nicht mit der hoch subventionierten europäischen Agrarindustrie konkurrieren. Um sich gegen Dumpingfluten wehren zu können, müssen vor allem den ärmeren Entwicklungsländern Schutzmechanismen für sensible Märkte zugestanden werden.
Mit marktliberalem Fundamentalismus lassen sich weder steigende Nahrungsmittelpreise noch der Hunger in der Welt in den Griff bekommen – sondern nur mit einem Maßnahmenbündel, zu dem die gezielte Unterstützung der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den Entwicklungsländern ebenso gehört wie die Abschaffung handelsverzerrender Subventionen und die Eindämmung ausufernder Spekulation mit Agrarrohstoffen.