Niebel und Aigners falscher Ansatz im Kampf gegen den Hunger
Zur verstärkten Zusammenarbeit der Bundesregierung mit der Gates-Stiftung und der Wirtschaft im Rahmen der „German Food Partnership“ erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:
Gegen öffentlich-private Partnerschaften und eine verstärkte Zusammenarbeit von Entwicklungsminister Niebel und Agrarministerin Aigner mit der Gates-Stiftung ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Ihr jetzt erneut bekräftigtes Bündnis im Kampf gegen den Hunger birgt aber mehr Risiken als Chancen, weil es einseitig auf Steigerung der Agrarproduktion zielt und Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ausblendet. In blinder Fortschrittsgläubigkeit wird dabei auch auf gentechnisch manipuliertes Saatgut gesetzt.
Alle Anhörungen im Deutschen Bundestag haben jedoch ergeben, dass Gentechnik keinen Beitrag zur Überwindung des Hungers leistet, sondern - ganz im Gegenteil - gerade Kleinbauern in den Entwicklungsländern in neue Abhängigkeit von Saatgutkonzernen und in die Schuldenspirale treibt.
Mit ökologisch nachhaltigen Anbaumethoden und konventionell weiterentwickeltem traditionellen Saatgut lassen sich die Erträge der Kleinbauern verdoppeln - und zwar zu deutlich geringeren Kosten als wenn sie jedes Jahr aufs Neue Saatgut, Stickstoffdünger, Insektizide und Pestizide von Monsanto, Bayer und Co kaufen müssen.
Statt neue Absatzmärkte für große Agrarunternehmen zu erschließen, sollte die Bundesregierung endlich den Empfehlungen des Weltagrarberichts (IAASTD) folgen und vor allem die Kleinbauern in den Entwicklungsländern darin unterstützen, auf nachhaltige Weise mehr Nahrungsmittel anzubauen.
Hinter den skandalös hohen Hungerzahlen steckt aber vor allem ein Gerechtigkeits- und Verteilungsproblem: Ungerechte Welthandelsstrukturen, Land Grabbing, ausufernde Spekulation mit Nahrungsmitteln. Auch hier sollte die Bundesregierung ansetzen, anstatt die Profite transnationaler Unternehmen in die Höhe zu treiben.