Niebel in Westafrika: Hilfe für den Sahel massiv aufstocken
Anlässlich der Reise von Minister Niebel nach Burkina Faso und der Krise im Sahel, erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:
Mehr als 18 Millionen Menschen im Sahel sind von Hunger betroffen oder bedroht, darunter 1,1 Millionen Kinder, die an akuter Unterernährung leiden. Die Krise war bereits im Herbst vergangenen Jahres vorhergesagt worden und befindet sich laut Einschätzungen von Hilfsorganisationen derzeit auf dem Höhepunkt.
Die internationalen Geber und die westafrikanischen Regierungen haben dieses Mal früher und entschlossener reagiert als 2011 bei der Hungersnot am Horn von Afrika. Dennoch ist der von den Vereinten Nationen ermittelte Bedarf an Mitteln erst zur Hälfte gedeckt, weitere 618 Millionen Euro fehlen. Bisher konnte das Schlimmste abgewendet werden – damit das so bleibt, müssen die Geber ihr Engagement in der zweiten Jahreshälfte dringend aufrecht erhalten.
Auch Deutschland ist gefragt. Wenn Entwicklungsminister Dirk Niebel heute in Burkina Faso eintrifft, muss er den Ländern des Sahel weitere Unterstützung zusprechen. Die Bundesregierung hat im laufenden Jahr laut UN 21,4 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Ernährungssicherung in der Region bereitgestellt. Der „faire“ Beitrag Deutschlands, gemessen an seiner Wirtschaftskraft, liegt hingegen bei 77 Millionen Euro. Niebel muss während seiner Westafrika-Reise also deutliche Signale senden und eine kräftige Aufstockung der Hilfsgelder für den Sahel zusagen.
Zudem muss Deutschland die Vermittlungsbemühungen zwischen der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS, der malischen Übergangsregierung und den islamistischen Separatisten im Norden des Landes aktiv befördern. Die politische Krise in Mali hat die humanitäre Lage in der Region gravierend verschlechtert, 380.000 Menschen sind geflohen. Häufig werden sie in den Nachbarländern von Freunden und Familien aufgenommen, die selbst mit der Nahrungsmittelkrise zu kämpfen haben.
Besorgniserregend ist zudem, dass in Mali und Niger die ersten Heuschrecken gesichtet wurden. Eine Plage würde die ohnehin spärlichen Ernten gefährden. Auch sind im Westen des Niger vermehrt Cholerafälle aufgetreten. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Hilfe nun entschieden verstärken, damit es nicht zu einer humanitären Katastrophe furchtbaren Ausmaßes kommt.