Nicht die Flüchtlinge, sondern die Fluchtursachen bekämpfen
Zu der Abschiebung von illegalen Einwanderern nach Marokko erklärt Thilo Hoppe, entwicklungspolitischer Sprecher:
Die Flüchtlingstragödie in der spanischen Enklave Melilla führt uns drastisch vor Augen, wie dringend notwendig eine kohärente Politik der Europäischen Union gegenüber dem Elend in Afrika ist. Es ist unmenschlich, ausgemergelte und zum Teil sogar verletzte Flüchtlinge nach Marokko abzuschieben. Von dort aus sind nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sogar geschwächte Flüchtlinge in der Wüste ausgesetzt worden.
Auch mit der Erhöhung der Grenzzäune kann das Flüchtlingsproblem in und um Melilla nicht gelöst werden.
Die Europäische Union darf Spanien mit dieser Herausforderung nicht allein lassen, sondern muss gemeinsam nach einer menschlichen Lösung suchen, die aus einer Kombination von Asylgewährung mit gerechter Lastenverteilung und konsequenter Bekämpfung der Fluchtursachen bestehen muss.
Viele der Flüchtlinge sind seit Jahren unterwegs, nicht aus Abenteurertum, sondern weil sie in ihren Heimatländern überhaupt keine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben mehr sehen. Die Europäische Union sollte mit einer abgestimmten Afrika-Politik darauf antworten, die den Fluchtländern gezielt Entwicklungspartnerschaften anbietet. Dazu sind eine deutliche Aufstockung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit, eine bessere Abstimmung zwischen den in Afrika tätigen Geberländern, mehr Fairness in den Handelsbeziehungen und beherzte Reformen in den afrikanischen Partnerländer nötig.