Nachhaltige ländliche Entwicklung ist Schlüssel für Hunger- und Armutsbekämpfung
Zur Anhörung des Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung "Instrumente zur Förderung der Ländlichen Entwicklung" erklärt Thilo Hoppe, Sprecher der AG Globalisierung, Global Governance und Welthandel:
Zur Lösung der Welternährungskrise bedarf es dringend einer Rückbesinnung auf die Bedeutung der ländlichen Entwicklung. Investitionen in eine nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sind entscheidend für Armuts- und Hungerbekämpfung. Die Landwirtschaft sichert in vielen Entwicklungsländern für 80 Prozent der Menschen ihr Einkommen.
Jahrzehntelang wurde der ländliche Raum von der herrschenden Politik in Entwicklungsländern und von der Entwicklungszusammenarbeit vernachlässigt. Nunmehr ist ein grundsätzlicher Perspektivenwechsel notwendig, der zwei Dinge miteinander verbindet: die Bereitschaft, mehr Geld für die ländliche Entwicklung einzusetzen und neue Ansätze der Förderung zu erarbeiten, die der Herausforderung des Klimawandels für die Welternährung gerecht werden.
Insbesondere kommt es darauf an, die Produktionsbedingungen für die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu verbessern. Dabei ist zu beachten, dass eine nachhaltige Entwicklung von lokalen Voraussetzungen abhängig ist. Weltweite Blaupausen funktionieren hier nicht. Bei der notwendigen Produktionssteigerung müssen standortspezifische sowie ökologische und soziale Belange berücksichtigt werden – ganz im Sinne des Ansatzes des Weltagrarrates (IAASTD). Grüne Gentechnik wird keinen Beitrag zur Lösung für die Welternährungskrise liefern. Im Gegenteil: Gentechnik ist mit hohen ökologischen Risiken behaftet. Zudem treibt sie Kleinbauern in die Abhängigkeit von Saatgutmonopolisten und damit in eine Schuldenfalle.
Eine zentrale Gefahr besteht in der fehlgeleiteten Agrarexportpolitik der Industrieländer wie sie beim internationalen Agrarministertreffen vergangenes Wochenende in Berlin propagiert wurde: Die Wiederaufnahme der EU-Exportbeihilfen für Milchprodukte für europäische Bauern zerstört Agrarmärkte der Entwicklungsländer und forciert den Hunger, den alle vorgeben, bekämpfen zu wollen.
Thilo Hoppe ist Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.