Migration anders gesehen – positive Kraft für Entwicklung

Zum gestern verabschiedeten interfraktionellen Antrag zur Nutzung der Potenziale der Diaspora für die Herkunftsländer erklären Thilo Hoppe MdB und Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin:

Wir müssen endlich umdenken. Migration kann eine Chance sein, wenn wir den richtigen Rahmen dafür setzen. Positive Effekte können sich sowohl für die Herkunftsländer als auch für die Aufnahmeländer ergeben. Deshalb fordert der gestern verabschiedete interfraktionelle Antrag, der auf unsere Initiative zurückgeht, die Potenziale der Migrantinnen und Migranten stärker für die Entwicklungszusammenarbeit mit ihren Herkunftsländern zu nutzen.

Beim Thema Migration darf es nicht immer weiter nur um die großen Flüchtlingsströme und die Schwierigkeiten gehen, die sie in den Aufnahmeländern verursachen. Wir haben heute mehr als 200 Millionen Menschen, die weltweit als Migrantinnen und Migranten leben. Diese Zahl hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt und sie wird auch künftig weiter zunehmen. Wir brauchen Regeln und Organisationen, um die Potenziale der in der Diaspora lebenden Menschen stärker zu erschließen.

Gleichzeitig müssen wir uns akuten Herausforderungen stellen. Das südliche Afrika gerät zurzeit durch die massenhafte Migration von Ärzten und qualifiziertem Pflegepersonal nach Großbritannien und in andere Länder in höchste Not. Dem muss Einhalt geboten werden. Es muss dringend mehr in die Gehälter von Lehrkräften und medizinischem Fachpersonal auch über die Entwicklungszusammenarbeit investiert werden.

Probleme in einzelnen Bereichen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herkunftsländer auf vielfältige Weise von den Diasporagemeinden profitieren. Migrantinnen und Migranten tragen durch Rücküberweisungen, die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen und Know-How-Transfer entscheidend zu der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Herkunftsländer bei. Verluste durch abwandernde Arbeitskräfte werden so häufig um ein Vielfaches kompensiert. Gerade Frauen leisten einen besonderen Beitrag zur Entwicklung ihrer Heimatländer. Trotz ihres geringeren Lohnes überweisen sie einen größeren Anteil davon an ihre Familien zurück als Männer. In der Diaspora eröffnen sich zudem vielen Frauen neue Möglichkeiten der Bildung.

Wir fordern die Bundesregierung auf, für die Entwicklungszusammenarbeit ein Konzept vorzulegen, das eine bessere Vernetzung von entwicklungspolitischen Maßnahmen mit unternehmerischen Tätigkeiten und gemeinnützigen Aktivitäten der Diasporagemeinden erlaubt.