Mehr Fairness für Näherinnen in der Sportartikelindustrie
Zu den bevorstehenden Olympischen Spielen und der Kampagne "Play Fair bei Olympia" erklärt Thilo Hoppe, entwicklungspolitischer Sprecher:
In wenigen Tagen beginnen in Athen die Olympischen Sommerspiele. Bei der Eröffnungsfeier werden die Athleten Fairness geloben und die Olympische Charta hochhalten. In ihr heißt es unter anderem: "Ziel des Olympismus ist es, den Sport überall einer harmonischen Entwicklung des Menschen dienstbar zu machen, um so der Schaffung einer friedliebenden Gesellschaft förderlich zu sein, die sich der Bewahrung der Menschenwürde verpflichtet fühlt".
Die Olympischen Sommerspiele haben zu einem Boom für die Sportartikelindustrie geführt. Doch obwohl sich die großen globalen Unternehmen in der Sportartikelindustrie aufgrund des Drucks der Menschenrechtsbewegung freiwillige Verhaltenskodizes auferlegt haben und vorgeben, soziale Mindeststandards bei der Produktion einzuhalten, hat sich an den miserablen Arbeitsbedingungen für die Zig-Tausende Näherinnen in Südosteuropa, Asien und Mittelamerika kaum etwas geändert.
Bis zu 45 Zwangsüberstunden in einer Woche, ausbeuterische Hungerlöhne, Verbot von gewerkschaftlicher Betätigung und gesundheitsschädigende Produktionsabläufe sind eher die Regel als die Ausnahme.
Die globalen Unternehmen in der Sportartikelindustrie beachten zwar ihre Verhaltenskodizes in ihrem eigenen Bereich, scheren sich aber nicht um die Arbeitsbedingungen in den Zuliefererbetrieben, auf die sie starken Druck ausüben, immer schneller und billiger zu produzieren.
Die aggressiven Einkaufspraktiken der großen Sportartikelfirmen führen dazu, dass die Zuliefererbetriebe in der so genannten Dritten Welt gegeneinander ausgespielt werden. Im harten Konkurrenzkampf um die Aufträge geben die Zuliefererbetriebe den Druck weiter an die Beschäftigten, die immer mehr und schneller zu niedrigeren Löhnen arbeiten müssen.
Dank gebührt den sich zur Kampagne "Play fair bei Olympia" zusammengeschlossenen Nichtregierungsorganisationen, die durch umfangreiche Recherchen und Dokumentationen auf die inhumanen Arbeitsbedingungen in der Sportartikelindustrie hingewiesen haben.
Die großen Sportartikelfirmen müssen ihre eigenen Verhaltenskodizes endlich mit Leben erfüllen und auch im Hinblick auf die Zuliefererfirmen anwenden. Dazu ist eine andere Einkaufspolitik notwendig, die nicht nach dem Motto "Geiz ist geil" verfährt sondern auch das Wohl der Näherinnen im Blick behält.
Das Olympische Komitee sollte von seinen Sponsoren fordern, sich auch bei der Gestaltung der Produktionsbedingungen an die Olympische Charta zu halten, die zur Achtung und Bewahrung der Menschenwürde verpflichtet.