Hungerkrise am Horn von Afrika: Bundesregierung muss sofort helfen

Anlässlich der aktuellen Hungerkatastrophe am Horn von Afrika erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:

Am Horn von Afrika bahnt sich die schwerste Nahrungsmittelkrise dieses Jahrhunderts an. Rund neun Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) spricht von 480.000 schwer unterernährten Kindern in der Region. Angesichts dieser extremen Notlage muss die Bundesregierung unverzüglich Hilfe leisten.

Unerwartet kommt diese Katastrophe keineswegs. Seit Wochen und Monaten warnen die internationalen Hilfsorganisationen vor Versorgungsengpässen. Bisher hat sich die Bundesregierung verhalten gezeigt – ganz im Einklang mit ihrer bedenklichen Linie, multilateralen Organisationen die Unterstützung zu kürzen. Lediglich 500.000 Euro hat das Entwicklungsministerium dem Welternährungsprogramm WFP für seine Flüchtlingsoperation im kenianischen Lager Dadaab zur Verfügung gestellt, und das bereits Anfang des Jahres. Auf die jüngsten Aufrufe folgten hingegen keine weiteren Zusagen.

Diese Haltung ist unverantwortlich und gefährdet das Leben von Millionen von Menschen. Die Brisanz der Lage ist nicht von der Hand zu weisen. Im Nothilfeprogramm des WFP für das Horn von Afrika klafft zur Zeit immer noch eine Lücke von 220 Millionen US Dollar, vorrausichtlich wird die benötigte Geldmenge aufgrund der aktuellen Situation sogar noch nach oben korrigiert. UNICEF beklagt besorgniserregende Finanzierungsengpässe. Wir fordern die Bundesregierung auf, unverzüglich und unbürokratisch Gelder bereitzustellen.

Mehrere Ursachen haben zu dieser Krise geführt. Zwei Regenzeiten in Folge sind sehr viel geringer als erwartet oder gänzlich ausgefallen, so dass Somalia, Äthiopien, Dschibuti und der Norden Kenias die härteste Dürre seit 60 Jahren erleben. Dies sind wahrscheinlich bereits Folgen des Klimawandels.

Die Herden der dort lebenden Nomaden sterben in bisher kaum gesehener Geschwindigkeit, den Hirten entzieht sich somit die einzige Lebensgrundlage. Dazu kommen explodierende Lebensmittelpreise vor allem für die Grundnahrungsmittel Hirse und Mais.

Am schlimmsten trifft es Somalia, das vom seit 20 Jahren währenden Bürgerkrieg zusätzlich destabilisiert ist. Jeden Tag strömen 10.000 Flüchtlinge ins benachbarte Kenia, das zusätzlich zur angespannten Lage im eigenen Land nun auch für die Notleidenden aus Somalia aufkommen muss.