Hunger ist die Folge eklatanten Politikversagens

Zur Debatte zum Thema Welternährung im Deutschen Bundestage erklärt Thilo Hoppe, Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Hunger ist kein Naturphänomen sondern Folge eklatanten Politikversagens. Den im Jahr 2000 feierlich proklamierten Millenniumszielen (u.a. Halbierung der Zahl der extrem Armen und Hungernden bis 2015) zum Trotz – die Zahl der Hungernden steigt und steigt, vor allem in den Staaten südlich der Sahara.

Trotz dieser bedrohlichen und für täglich mehr als 25 000 Menschen tödlichen Entwicklung gibt es keinen Aufschrei, keine kritische Selbstreflexion der Verantwortlichen, kein energisches Umsteuern.

Ganz im Gegenteil: Sowohl in den vom Hunger betroffenen Ländern als auch in den Entwicklungsbudgets der Industrieländer und multilateralen Organisationen gehen die Ausgaben für ländliche Entwicklung und den Agrarsektor immer weiter zurück.

Die Bundesregierung ist da leider keine Ausnahme. Trotz zweier von uns initiierten Anhörungen im Entwicklungsausschuss, bei denen alle Sachverständigen eine sträfliche Vernachlässigung des ländlichen Sektors in der Entwicklungszusammenarbeit beklagten und mehr Investitionen im Agrarbereich forderten, ist bisher kaum etwas geschehen. Veränderte Prioritätensetzungen, die dringend erforderlich wären, sind nicht erkennbar.

Auf diesen Missstand hat die grüne Bundestagsfraktion jetzt mit einem Antrag hingewiesen, der jedoch in den Koalitionsfraktionen und bei der FDP auf Ablehnung stößt.

Wir Grüne fordern: Der Bekämpfung des Hungers in der Welt muss allererste Priorität eingeräumt werden. Das bedeutet

- mehr Geld und neue Konzepte für eine nachhaltige ländliche Entwicklung in den vom Hunger betroffenen Ländern

- eine stärkere Ausrichtung dieses Sektors der Entwicklungszusammenarbeit auf die Förderung der Kleinbauern und die Ernährungssicherung

- mehr Engagement für die Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung (Zugang zu Land, Saatgut und Wasser).

- Abschaffung entwicklungsschädlicher Agrarsubventionen der reichen Länder, die zu Exportdumping führen und bereits Hunderttausende von Bauern in den Entwicklungsländern in den Ruin getrieben haben

- kein Druck auf Entwicklungsländer, ihre Märkte radikal zu öffnen und Schutzmechanismen für den Ernährungssektor abzubauen

Eine nachhaltige Hungerbekämpfung und der globale Umweltschutz gehören eng zusammen. Unter den Auswirkungen des sich schon vollziehenden Klimawandels leiden zu allererst die Ärmsten der Armen.

Wir Grünen fordern einen umfassenden, ganzheitlichen Ansatz zur Bekämpfung des Hungers. Hunger ist kein Schicksal – Hunger wird gemacht. Und deshalb fordert uns die erschreckend hohe Zahl von Hungeropfern heraus, alles zu tun, um ihn zu besiegen.