Das Welternährungsprogramm braucht einen Nachschlag – und zwar sofort

Zur Verknappung der Reserven des Welternährungsprogramms erklärt Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung:

Die steigenden Lebensmittelpreise treffen die Ärmsten der Armen am härtesten und haben zu einem bedrohlichen Engpass beim Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen geführt, das zur Zeit rund 70 Millionen schwer unterernährte Menschen in 78 Ländern versorgt. Dass im Rahmen der Nahrungsmittelhilfe sogar Rationen für Kinder, Kranke und Alte gekürzt werden mussten, ist nicht hinnehmbar. Wir fordern die UN-Mitgliedsstaaten und somit auch die Bundesregierung auf, das Welternährungsprogramm durch sofortige Sonderzuwendungen in die Lage zu versetzen, seine Hilfsprogramme in vollem Umfang fortzuführen und die Kürzung von Lebensmittelrationen zurückzunehmen.

In akuten Notsituationen ist Nahrungsmittelhilfe unverzichtbar und muss in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden. Sie muss jedoch so gestaltet werden, dass dadurch regionale Märkte und der Anbau von Nahrungsmitteln vor Ort nicht gestört werden. Der Kampf gegen den Hunger kann nur dann erfolgreich sein, wenn die betroffenen Länder in die Lage versetzt werden, mit eigenen Kräften ihrer Bevölkerung das Recht auf Nahrung zu gewähren.

Bis 2015 soll die Zahl der hungernden Menschen halbiert werden, so steht es in der Milleniumserklärung der Vereinten Nationen. Doch anstatt diesem Ziel näher zu kommen, stehen wir vor einer Verschärfung des Hungerproblems: Spekulationen sowie die gesteigerte weltweite Nachfrage nach Futtermitteln für die Fleischproduktion lassen die Getreidepreise in die Höhe schnellen. Der Trend, aufgrund des hohen Ölpreises zunehmend Biomasse für die Produktion von Agrartreibstoffen zu nutzen, wird die Preise für Lebensmittel weiter ansteigen lassen.  

Um zu verhindern, dass diese Entwicklung zu Lasten der Ärmsten und Armen geht, sind Kurskorrekturen auf allen Ebenen erforderlich: Im Sinne eines globalen Ressourcenmanagements müssen Nachhaltigkeitskriterien für den gesamten Agrarsektor entwickelt werden und in nationale Flächennutzungspläne einfließen, die sich vor allem am Recht auf Nahrung orientieren.

In der Entwicklungspolitik muss der ländlichen Entwicklung, vor allem der Unterstützung von Kleinbauern, sowie dem Aufbau und der Stärkung von sozialen Sicherungssystemen größere Bedeutung zukommen.

All diese Bemühungen können aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie von handels- und zollpolitischen Maßnahmen unterstützt und nicht – wie leider häufig der Fall - konterkariert werden.