Brasilien: Beton für Atom
Zur Entscheidung des "Nationalen Energierates" Brasiliens, das umstrittene Atomkraftwerk Angra 3 zu bauen, erklärt Thilo Hoppe, Leiter der Arbeitsgruppe Globalisierung:
Brasilien hat sich für die Atomenergie entschieden, obwohl die Atomkraft wegen ihrer großen Sicherheitsrisiken mit der Gefahr unübersehbarer Schäden nicht zu verantworten ist. Wir bedauern, dass der "Nationale Energierat" gegen die Umweltministerin Marina Silva gestimmt hat und seine Entscheidung bereits fällt, obwohl vom zuständigen Umweltministerium noch keine "Umweltlizenz" für Angra 3 erteilt wurde.
Statt die Energiepolitik auf die Zukunft auszurichten, kehrt Brasilien in die Vergangenheit zurück. Dahin gehört auch das deutsch-brasilianische Atom-Abkommen von 1975. Dieses sollte nach der Willenserklärung beider Regierungen von 2004 durch einen Energievertrag ersetzt werden, in dessen Zentrum die erneuerbaren Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz, die Energieeinsparung und die Emissionsminderungen stehen sollten.
Der letzte Entwurf eines bilateralen Energievertrages kommt aus Brasilien und entspricht mehr einem neuen Atomvertrag als einem Erneuerbaren-Energien-Vertrag. Brasilien verspielt damit seine Möglichkeiten eine moderne strategische Energiepartnerschaft im nicht-atomaren Bereich aufzubauen, die im Geiste des Klimaschutzes und einer nachhaltigen Energiepolitik steht. Kräftiger Beifall kommt von der Betonfraktion und all denen, die den Nuklearkreislauf in Brasilien, vom Uranabbau bis zur Anreicherung, schließen wollen.
Wir appellieren an Präsident Lula, der die Entscheidung des "Nationalen Energierates" noch bestätigen muss, nicht wertvolle Ressourcen in ein teueres technologisches Auslaufmodell zu investieren. Wir erwarten von der Bundesregierung, den Bau von Angra 3 auf keinen Fall mit einer Hermes-Bürgschaft zu unterstützen.