Allianz und Co. verdienen weiter ihr Geld mit dem Hunger
Zur heute veröffentlichten Oxfam-Studie „Mit Essen spielt man nicht! – Die deutsche Finanzbranche und das Geschäft mit dem Hunger“ erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:
Bisher stand die Deutsche Bank im Fokus der Kritik, durch Spekulation mit Agrarrohstoffen den Hunger in der Welt zu verschärfen. Nach einer heute von Oxfam vorgelegten Studie ist der Münchner Versicherungsgigant Allianz mit seinen Tochterfirmen noch stärker an diesem unmoralischen Geschäft beteiligt. Unzählige Studien zeigen die Zusammenhänge zwischen den inflationär angestiegenen Investitionen in Agrarrohstoffe und der Preisrally für Grundnahrungsmittel auf dem Weltmarkt. Diese Belege und eine Welle der Entrüstung scheinen den Finanzhäusern nicht zur Einsicht gebracht zu haben.
Angesichts einer medienwirksamen Kampagne erklärte die Deutsche Bank keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte, die auf Agrarrohstoffen basieren, zu emittieren. Ähnlich reagierten verschiedene andere europäische Banken und Investmenthäuser. Dies ist als erster Schritt zu begrüßen, aber von Einsicht kann dennoch keine Rede sein, da die Finanzinstitute im selben Atemzug die Auswirkungen der Spekulation auf Hunger in anderen Teilen der Welt in Frage stellen. Außerdem reicht ein reiner Stopp von Neuauflagen nicht aus – auch die bestehenden Anlagen müssen abgestoßen werden.
Die Deutsche Bank verschweigt, ob außerbörslich gehandelte Derivate (over the counter) ebenso unterlassen werden sollen, dabei umfassen diese häufig ein größeres Finanzvolumen als börsengehandelte. Noch unverantwortlicher zeigt sich die Allianz, die in einem Brief an Oxfam verlauten lässt, dass sie keinen Anlass sieht, ihre Wetten auf Agrarrohstoffe überhaupt einzuschränken.
Die Politik muss nicht nur Transparenz fordern, sondern der Spekulation klare Grenzen setzen. Wir haben im Mai 2011 einen umfassenden Antrag vorgelegt, der detaillierte Vorschläge für Regulierungen enthält. Nun muss sich die Bundesregierung für die Umsetzung dieser Maßnahmen stark machen. Ihren politischen Willen sollte sie aktuell bei der Reform der EU-Richtlinie sowie Verordnung für Finanzmarktinstrumente beweisen.