Klimaexperte Ott: Energiewende muss zum Verzicht auf Kohlekraftwerke führen - Grünes Trio informierte und musizierte auf Borkum
Borkum. Gleich drei grüne Bundestagskandidaten mahnten auf Borkum bei einer Information- und Diskussionsveranstaltung in der „Kulturinsel“ vor nachlassenden Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel. Der klimapolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Dr. Hermann Ott (Wuppertal), schilderte die ungebrochene Tendenz zur Erderwärmung und die dadurch resultierende Bedrohung unserer Zivilisation. Er machte aber auch deutlich, dass es Möglichkeiten des Handelns gäbe – den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Auf keinen Fall dürften neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen, sagte der Klimaschutzexperte in Sichtweite des sich in Bau befindlichen RWE-Kohlekraftwerks Eemshaven.
Der Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe (Aurich) machte deutlich, welche Gefahren vom Kohlekraftwerk Eemshaven für Ostfriesland und ganz besonders für das Wattenmeer und Inseln ausgehen würden. Außerdem sei es „Irrsinn, Kohle aus dem umweltschädlichen Tagebau in Kolumbien zu verheizen, obwohl Wind, Sonne, Wasser reichlich Energie liefern können“.
Der grüne Bundestagskandidat des Wahlkreises Unterems, Harald Kleem (Westrhauderfehn), schilderte die vielen Auswirkungen des Klimawandels lokal und weltweit und die Möglichkeiten des Eingreifens der Menschen durch eine andere Agrarpolitik, durch klügere Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel oder Verwendung modernster Technik und nicht – wie bei den Schiffsmotoren der Meyer-Kreuzfahrtschiffe – alter „Schwefelschleudern“.
Die rund 100 Zuhörer unterstützten in vielen Rückmeldungen die Politik der kleinen und der großen Schritte und sprachen sich vehement für die Möglichkeit aus, die Landkreise im Nordwesten zu weiteren Einsprüchen gegen das Kohlekraftwerk Eemshaven zu drängen. Schäden im Wattenmeer durch abgasbedingte Überdüngung und Verschlechterung der Luftqualität in Ostfriesland und an der Ems gelte es zu verhindern. Dies sei jetzt noch möglich. Die Naturschutzbehörden der Stadt Emden sowie der Landkreise Aurich und Leer sollten mit großem Nachdruck darauf hinwirken, dass die zu erwartenden Auswirkungen des RWE-Kohlekraftwerks auf die FFH-Naturschutzgebiete in Ostfriesland ernsthaft untersucht werden.
Die drei grünen Bundestagskandidaten lockerten die Veranstaltung mit zwei selbst geschriebenen Klimaliedern auf und schafften es, dass das Publikum lautstark mitsang. Der Vorsitzende des gastgebenden Ortsverbandes Borkum von Bündnis 90/Die Grünen, Hermann Gansel, bedankte sich zum Schluss bei den drei Referenten und rief sowohl ihnen als auch den vielen Besucherinnen und Besuchern zu, die richtigen Konsequenzen aus den Erkenntnissen zu ziehen. Dabei zitierte er Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“.