Hans-Josef Fell: Kohlekraftwerke werden sich bald nicht mehr rechnen
Auch Bürgermeister Saathoff sprach auf grüner Veranstaltung
Emden/Greetsiel. Die Gesundheitsfolgen für die Bevölkerung sowie die Auswirkungen auf die Umwelt waren nur zwei Gesichtspunkte die Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, bei seinem Vortrag am Mittwochabend im Greetsieler „Haus der Begegnung“ gegen die Kohleverstromung ins Felde führte. Anhand von Prognosen von Wirtschaftsanalysten wie Bloomberg machte er deutlich, dass der zurzeit niedrige Kohlepreis nur von kurzer Dauer sein werde. Es sei schon in etwa zwei Jahren mit einem starken Anstieg der Kohlepreise zu rechnen. Auch sei es erklärtes Ziel der Europäischen Union, die CO2-Zertifikate, die Kraftwerksbetreiber und Fabrikbesitzer für die Abgabe von Emissionen in die Atmosphäre bräuchten, zu verteuern.
Der Physiker und Politiker aus Bayern, aus dessen Feder die erste Fassung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes stammt, ist der festen Überzeugung, dass Kohlekraftwerke nicht nur ökologisch schädlich, sondern auch ökonomisch unsinnig seien. Das sich auf der holländischen Seite der Ems im Bau befindende große RWE-Kohlekraftwerk werde seiner Meinung nach niemals die Investitionskosten wieder einspielen. Er warf den Managern von RWE Unfähigkeit vor, eine Fehlentscheidung zu korrigieren. „In Eemshaven entsteht eine riesige Investitionsruine“, so Fell.
In seinem Vortrag zur Energiewende rechnete Fell vor, dass der zügige Ausbau der Erneuerbaren Energien den Strom, der an der Börse gehandelt werde, billiger gemacht habe. Aufgrund einer Fehlkonstruktion bei der Umlageberechnung profitierten davon aber nur die Industriebetriebe und nicht die privaten Endverbraucher. Hier müsste dringend an den politischen Stellschrauben gedreht werden, denn dann könnte der zügige Ausbau der Erneuerbaren Energien den Strom für alle günstiger machen. Er warf der schwarz-gelben Bundesregierung vor, die Energiewende zu blockieren und über die Hintergründe der Strompreisentwicklung die Unwahrheit zu verbreiten.
Auf der Veranstaltung des Ortsverbandes Krummhörn von Bündnis 90/Die Grünen, die von Ratsherr Thomas Endelmann moderiert wurde, sprachen neben Hans-Josef Fell nicht nur der grüne Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe sondern auch der Krummhörner Bürgermeister und SPD-Bundestagskandidat Johann Saathoff.
Hoppe bezeichnete es als Premiere, dass ein SPD-Mitbewerber während des Bundestagswahlkampfes auf einer Veranstaltung der Grünen spreche. „Aber das macht deutlich, dass Johann und ich eng zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, um die Fertigstellung und Inbetriebnahme des RWE-Kohlekraftwerks in Eemshaven zu verhindern“.
Saathoff bezeichnete in seinem Wortbeitrag das RWE-Kohlekraftwerk als Bedrohung für Ostfriesland und ganz besonders für die Inseln und die Krummhörn. Die Stadt Borkum sowie die Gemeinden Jemgum und Krummhörn würden gemeinsam mit mehreren deutschen und niederländischen Umweltverbänden vor dem höchsten niederländischen Gericht gegen den Bau des RWE-Kohlekraftwerks klagen. Hoppe und Saathoff plädierten dafür, alle juristischen Mittel auszuschöpfen und in den Protesten nicht nachzulassen.
Hans-Josef Fell informierte sich im Rahmen seines Ostfrieslandbesuchs auch bei den Emder Stadtwerken über das geplante Windgas-Pilotprojekt, das er als „vorbildlich und innovativ“ bezeichnete und beteiligte sich anschließend zusammen mit Thilo Hoppe und Vertretern verschiedener deutscher und niederländischer Bürgerinitiativen und Umweltverbänden an einer Protestaktion vor der Baustelle des RWE-Kohlekraftwerks in Eemshaven.