Ebner: „Bienenschutz macht andere Agrarpolitik nötig“
Imker: Auf Feldern, Weiden und in Gärten weniger Chemie einsetzen!
Aurich/Großefehn. „Landwirtschaft funktioniert langfristig nur mit der Natur“. Unter diesen Leitgedanken stellte der Agrarpolitiker und Naturschutzexperte der grünen Bundestagsfraktion, Harald Ebner (Schwäbisch Hall), seinen Vortrag über das Bienensterben und den Bienenschutz, den er am Mittwoch (21. August) im Auricher Europahaus hielt.
Unter den rund 50 Zuhörern waren viele Imker, die dem Referenten beipflichteten und davon berichteten, dass in Ostfriesland bis zu 70 Prozent der Bienenvölker eingegangen seien. Ebner zeigte sich überrascht davon, dass damit Ostfriesland weit über der durchschnittlichen Verlustquote in Deutschland liegt, die 15 Prozent beträgt. Weltweite sei ein Rückgang der Bienenbestände in Höhe von etwa 30 Prozent zu beobachten. Besonders groß sei das Bienensterben in Ländern, die eine intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizid-, Herbizid- und Fungizideinsatz betrieben, erklärte Ebner.
Ausführlich ging der Referent auf die verheerende Wirkung der Neonicotinoide ein, die in vielen Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten seien und die Bienen zwar nicht sofort töten aber schwächen und orientierungslos machen würden. Zwar habe die Europäische Kommission zwar inzwischen gegen den ursprünglichen Widerstand von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ein zweijähriges Moratorium für die drei bienenschädlichsten Neonicotinoide beschlossen, aber viele andere höchst bedenkliche Stoffe seien nach wie vor erlaubt.
Ebner plädierte mit Nachdruck dafür, dass auch die Verwendung von Glyphosat stark eingeschränkt oder ganz unterbunden werden müsse. „Das Zeugs muss auch schleunigst aus den Baumärkten verschwinden“, forderte Ebner, weil es auch von vielen Hobbygärtnern in zu großen Mengen und unsachgemäß eingesetzt werde.
Auch Co-Referent Rolf Runge, Imker und Auricher Kreisvorsitzender des BUND, beklagte eine Verarmung der heimischen Pflanzenwelt. Durch zu hohen Einsatz von Spritzmitteln in der Landwirtschaft und im Gartenbau sowie durch das Verschwinden von Blühstreifen durch übertriebenes Mähen würden die Bienen geschwächt fänden nicht genug Nahrung.
Beim Bienenschutz gehe es nicht allein um die Bienen, den Imker und den Honig. Bienen seien für die Bestäubung von vielen Nutzpflanzen zuständig. Ohne Bienen wären bis zu zwei Drittel aller Lebensmittel weg, ergänzte Harald Ebner.
In der anschließenden Diskussion, die vom Auricher Bundestagsabgeordneten Thilo Hoppe moderiert wurde, ging es um die europäische und nationale Agrarpolitik, die stärker bäuerliche Familienbetriebe fördern sollte, die nachhaltig wirtschaften und auf hohen Spritzmitteleinsatz verzichten. Auch wurde das Engagement des von Focke Focken in Großefehn gegründeten Vereins „Blühende Landschaften“ hervorgehoben und betont, dass jeder einzelne in seinem Garten, durch sein Kaufverhalten – Vorrang für Bio – und sein politisches Engagement für eine andere Agrarpolitik etwas zur Erhalt der biologischen Vielfalt und damit auch zum Bienenschutz beitragen könne.
Gunnar Ott, Sprecher der Auricher Grünen, der am letzten Samstag im Rahmen einer Aktion auf dem Stadtfest selber noch als Biene verkleidet in der Fußgängerzone unterwegs gewesen war, eröffnete und beschloss den Abend mit Zitaten von Wilhelm Busch und aus der Bibel. „Möge unsere Region wieder zu einem Land werden, in dem Milch und Honig fließen“, rief er zum Abschied den Gästen zu.