Hoppe: Licht und Schatten im Jemen
Verblüfft war der Auricher Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe (Bündnis 90/Die Grünen), als er in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa von Wasser- und Umweltminister Abdulrahman Al-Eryani mit den Worten begrüßt wurde: „Schön, Sie wiederzusehen! Ich habe Sie und Ostfriesland noch in bester Erinnerung“.
Foto: Der jemenitische Umweltminister Al-Eryani und Thilo Hoppe. Allmählich fiel bei Hoppe der Groschen, als sein Gesprächspartner von einer Ostfriesland-Exkursion berichtete, die 2004 am Rande der Weltkonferenz für Erneuerbare Energien in Bonn stattfand. Auf Initiative von Hoppe hatte damals der Verein Region Ostfriesland Konferenzteilnehmer in den Nordwesten eingeladen, um ihnen Windparks und die Firma Enercon zu zeigen sowie mit Politikern vor Ort über Vorteile und Konflikte bei der Nutzung erneuerbarer Energien zu reden. Mit dabei waren damals Parlamentarier aus aller Welt sowie die Energie- und Umweltminister aus Äthiopien, Kolumbien und dem Jemen.
Wie bereits damals signalisierte der jemenitische Umweltminister starkes Interesse an einer Verstärkung der bilateralen Kooperation in Sachen erneuerbare Energien. Besonders kleinere, robuste Windkraftanlagen, die sich für die dezentrale Stromversorgung von Städten und Gemeinden im weit abgelegenen Hochland sowie auf der Insel Sokrota eigneten, seien für den Jemen von Interesse, sagte Al-Eryani. Enercon-Chef Alois Wobben hätte damals in Aussicht gestellt, solche Anlagen zu entwickeln und ebenso Kombi-Anlagen, die es ermöglichen würden, mit Windkraft Meerwasser zu entsalzen.
Hoppe versprach, Brücken ins Entwicklungsministerium und auch zur Firma Enercon zu bauen. In einem anderen Fall scheinen Hoppes Vermittlungsbemühungen erfolgreich zu sein. Umweltminister Al-Eryani möchte gern in Zusammenarbeit mit Deutschland, die zwischen dem Jemen und Somali liegende Insel Socrota noch stärker unter Naturschutz stellen und für den sanften Tourismus nutzen. Bettenburgen von Investoren aus Dubai sollten verhindert werden, da Socrota über eine einzigartige Flora und Fauna verfüge, die es nur dort und nirgendwo sonst auf der Welt gebe. Das Entwicklungsministerium will entsprechende Projektvorschläge jetzt wohlwollend prüfen.
Doch diese positiven Erlebnisse könnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Jemen mit großen Problemen zu kämpfen habe und Anlass zur Sorge gebe, wie Hoppe in einer Pressemitteilung erklärte. Hoppe, der als einziger Oppositionsvertreter Entwicklungsminister Dirk Niebel auf einer Delegationsreise nach Jemen begleitete, nannte in diesem Zusammenhang die prekäre Ernährungslage. Rund 40 Prozent der Kinder seien mangel- oder unterernährt. Auch müsse der zwar gewählte aber seit 32 Jahren sehr autokratisch herrschende Staatspräsident Saleh mehr Demokratie zulassen und den Oppositionsparteien mehr Gestaltungsspielraum eröffnen.
Hoppe traf sich im Rahmen der Jemen-Reise auch mit der kritischen Journalistin und Oppositionspolitikerin Tawakkol Karman von der gemäßigt islamischen Islaq-Partei. Sie wurde kurz nach der Jemen-Reise von Niebel und Hoppe verhaftet, weil sie – ermutigt durch die Vorgänge in Tunesien – zu einer Demonstration aufgerufen hatte. Inzwischen ist sie aber nach zahlreichen Protesten – auch von Hoppe – wieder freigelassen worden.