Hoppe: Hoffnungsvolle Friedensinitiativen kommen im Nahen Osten „von unten“

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Eine gemischte Bilanz zog der Auricher Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe nach einer Delegationsreise, die ihn zusammen mit vier Kollegen aus dem Entwicklungsausschuss nach Israel und in die palästinensischen Gebiete führte. Während auf Regierungsebene im Nahost-Friedensprozess ein Rückschritt drohe, gebe es ermutigende Versöhnungsinitiativen aus der Bevölkerung, erklärte Hoppe in einer Pressemitteilung.

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Foto: Thilo Hoppe mit seiner Kollegin Sabine Weiss (von rechts) und dem Palästinenser Abu Awwad und dem Juden Aaron Barnea (von links).

Tief bewegt habe ihn die Begegnung mit Aaron Barnea und  Abu Awwad von der Initiative "Parents Circle". In ihr kommen jüdische und palästinensische Eltern zusammen, die bei Terroranschlägen und Militäraktionen Kinder oder andere Angehörige verloren haben.

"Wir teilen unseren Schmerz und finden in der gemeinsamen Trauerarbeit die Kraft, mit dem, was geschehen ist, umgehen zu können und uns für Gewaltfreiheit, Frieden und Versöhnung einzusetzen", berichtete Abu Awwad  der Deutschen Delegation.

Er selbst habe früher an Aktionen im Rahmen der Intifada  (Aufstand der Palästinenser) teilgenommen und vier Jahre in israelischen Gefängnissen gesessen. Aaron Barnea sei der erste Israeli gewesen, der in friedlicher Absicht sein Haus aufgesucht habe.

"Als dieser alte, freundliche Mann in meinem Wohnzimmer saß, von der Trauer um seinen im Libanon gefallenen Sohn erzählte, mir kondulierte und mich auf meinen von israelischen Soldaten erschossenen Bruder ansprach, brach mein Feindbild zusammen. Wir konnten zusammen weinen". Aaron Barnea , der nach dem Tod seines Sohnes zur israelischen Friedensbewegung stieß, erzählte, dass Abu Awwad mittlerweile einer seiner besten Freunde geworden sei. Gemeinsam gingen sie in Schulen und berichteten von ihren Erfahrungen.

Thilo Hoppe und seine Kollegen aus den Fraktionen von CDU/CSU, SPD und Die Linke wollen sich nun dafür einsetzen, dass die Initiative "Parents Circle" auch von der Bundesregierung oder deutschen politischen Stiftung unterstützt wird, um ihre Versöhnungs- und Bildungsarbeit ausweiten zu können.

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Foto: In Tel Aviv traf Thilo Hoppe (rechts) die Initiative "Ärzte für Menschenrechte".

Ähnlich beeindruckend sei die Begegnung mit den alternativen Nobelpreisträgern von "Ärzte für Menschenrechte" gewesen, berichtet Hoppe. In dieser Initiative arbeiten jüdische und palästinensische Ärzte eng zusammen und fahren mit mobilen Kliniken in die besetzten Gebiete und Flüchtlingslager, um Menschen zu versorgen, die sonst kaum Zugang zu Gesundheitseinrichtungen hätten.

Auch die enge Zusammenarbeit der jordanischen, palästinensischen und israelischen Sektion von "Friends of the Earth", die eine gemeinsame Kampagne zur Rettung des stark verschmutzten und zeitweise bis zu 90 Prozent ausgetrockneten Jordans gestartet hätte, seien ermutigende Hoffnungszeichen, berichtet Hoppe.

Leider würden all diese beeindruckenden Initiativen im Gegensatz zu dem stehen, was sich zur Zeit auf der obersten politischen Ebene abspiele. Mit ihrer Genehmigung des Baus neuer jüdischer Siedlung in den besetzten palästinensischen Gebieten erschwere die israelische Regierung die eh schon ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen, meint Hoppe. Und im von der radikal-islamistischen Hamas kontrollierten Gaza-Streifen würden die Menschenrechtsverletzungen zunehmen.  Der Einflussbereich des gemäßigten Palästinenserpräsidenten Abbas beschränke sich zur Zeit auf etwa die Hälfte des Westjordanlandes.

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Foto: Thilo Hoppe (rechts) mit John Ging.

Hoppes Delegation wurde von den israelischen Behörden ein schon geplanter Besuch von Einrichtungen der Vereinten Nationen im Gaza-Streifen verweigert. Der oberste Vertreter der Vereinten Nationen im Gaza-Streifen, der aus Irland stammende John Ging, reiste daraufhin nach Tel Aviv, um mit der Bundestagsdelegation zu sprechen. Er bat die deutschen Parlamentarier, sich mit Resolutionen und Anträgen für eine Aufhebung der Gaza-Blockade einzusetzen.

"Kurzfristig scheint es kaum Aussichten auf Friedensvereinbarungen zu geben", resümiert Hoppe, "umso wichtiger ist es, die Hoffnung nicht aufzugeben und Initiativen zu unterstützen, die sich durch Bildungs- und  Versöhnungsarbeiten in allen Bevölkerungsgruppen dafür einsetzen, dass die Bereitschaft zu Gerechtigkeit und Frieden von unten wächst".

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