Höhn, Hoppe und Trittin auf der Suche nach den Treibstoffen von morgen

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Aurich/Sao Paulo.  Zusammen mit seinen Fraktionskollegen Bärbel Höhn und Jürgen Trittin ist der Auricher Bundestagsabgeordnete jetzt von einer achttägigen Brasilienreise heimgekehrt. In den Bundesstaaten Sao Paulo und Bahia informierten sich die drei Grünen über die Chancen und Risiken der Treibstoffgewinnung aus Zuckerrohr (Ethanol) und verschiedenen Ölpflanzen (Biodiesel).

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In Brasilien kommt bereits in großem Stil Ethanol aus Zuckerrohr in die Tanks der Autos. VW do Brasil verkauft hauptsächlich Kraftfahrzeuge mit Flex-Fuel-Motoren, die sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol fahren können. Ethanol betriebene Autos pusten deutlich weniger Schadstoffe in die Luft als Benziner. Doch muss die gesamte Umweltbilanz verglichen werden – und die fällt für Ethanol nur dann günstig aus, wenn auf das übliche Abbrennen der Zuckerrohrfelder verzichtet wird und für das Anlegen der Plantagen keine Wälder weichen müssen.

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Da Brasilien sowohl die Kapazitäten als auch das starke wirtschaftliche Interesse hat, Ethanol zu exportieren, andererseits aber die Diskussionen über die ökologische und sozialen Auswirkungen an Bedeutung gewinnen, wird jetzt zwischen der brasilianischen Regierung, dem Gewerkschaftsdachverband sowie Umweltorganisationen über Kriterien für eine umwelt- und sozialverträgliche Ethanolproduktion sowie ein einzurichtendes Zertifizierungsverfahren verhandelt.

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Den drei grünen Bundestagsabgeordneten wurde jetzt auf ihrer Reise von brasilianischen Umweltaktivisten und Gewerkschaftern mehrfach signalisiert, dass die potenziellen Endabnehmer des Ethanols sich in diese Debatte einmischen sollten. Würde die Europäische Union eine zollfreie Einfuhr von Ethanol an die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards binden, hätte dies großen Einfluss auf die Qualität des zu schaffenden Zertifizierungssystems.

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Ähnlich wird die Debatte auch um die Biodiesel-Produktion geführt. Doch während Zuckerrohr überwiegend auf Großplantagen im Süden Brasiliens angebaut wird, versucht das brasilianische Agrarentwicklungsministerium, die kleinbäuerliche Landwirtschaft im Norden und Nordosten in die Biodieselproduktion zu integrieren.

Bereits 60 000 kleinbäuerliche Familienbetriebe bauen in Fruchtfolge mit Grundnahrungsmitteln überwiegend Rhizinus an, das ihnen von der brasilianischen Firma Ecodiesel zu einem relativ hohen Festpreis abgenommen wird. Auch in diesem Bereich wird ein Zertifizierungssystem vorbereitet, das dafür sorgen soll, dass in erster Linie Kleinbauern vom Biodieselprogramm profitieren, der Anbau der Rhizinuspflanzen und Sonnenblumen ökologisch nachhaltig geschieht und keine Konkurrenz zur Produktion von Grundnahrungsmitteln aufgebaut wird.

Thilo Hoppe zeigte sich vom brasilianischen Biodieselprogramm beeindruckt: "Während in Indoniesien die Produktion so genannter Biotreibstoffe aus Palmöl mit Regenwaldzerstörung und massiven sozialen Verwerfungen einhergeht, wird in Brasilien sehr ernsthaft versucht, die Produktion von Biodiesel an ökologische und soziale Standards zu binden und vor allem armen Kleinbauern zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen".

Um die C02-Einsparungsziele zu erreichen, sei es notwendig, neben Verkehrsvermeidung und Effizienzsteigerung durch sparsamere Motoren bis 2020 mindestens 20 Prozent der in Europa genutzten fossilen Kraftstoffe durch Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, meint Hoppe. Nur die Hälfte davon ließe sich in Europa produzieren. Deshalb seien auch Importe notwendig. Doch nur wenn diese an strenge ökologische und soziale Standards gekoppelt würden, könnte verhindert werden, dass "unsere Autos das Brot der Armen schlucken" oder anderswo "Umweltkatastrophen produzierten". 

Ausführlicher
Reisebericht zu

Biokraftstoffen


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  O Potencial da
  Bioenergia,  Brasil