Überschüssige EU-Agrarsubventionen für die Landwirtschaft in Afrika einsetzen
Zur Ankündigung der Europäischen Kommission, Agrarbeihilfen nach Afrika umzuleiten erklären Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung, Global Governance und Welthandel, und Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen:
Im Kampf gegen Hunger und Armut ist es dringend erforderlich, mehr Ressourcen für den Agrarsektor in den Entwicklungsländern bereitzustellen. Wir begrüßen daher die Initiative der EU, ungenutzte Agrarbeihilfen in Höhe von 1 Milliarde Euro nach Afrika umzuleiten, um den dortigen Bäuerinnen und Bauern bei der Bewältigung der Nahrungsmittelkrise zu helfen. Jetzt kommt es entscheidend darauf an, dass diese Mittel auch richtig eingesetzt werden: Die afrikanischen Kleinbauern müssen darin unterstützt werden, auf nachhaltige Weise gesunde Nahrungsmittel für den lokalen und regionalen Markt zu produzieren.
Die Angebote von Kanzlerin Merkel im Rahmen der G8 sind jedoch "vergiftet": Genmanipuliertes Saatgut, Pestizide und industrielle Landwirtschaftsmethoden können die Ergebnisse der Entwicklungshilfe umkehren in Umwelt- und Bodenzerstörung, Wasserverseuchung und Vertreibung von Kleinbauern. Eine Wiederholung der Fehler der sogenannten "Grünen Revolution" muss vermieden werden.
Parallel dazu bedarf es anderer Schritte, um die Hilfe nicht zum "Ablasshandel" werden zu lassen: Die EU muss alle Agrarsubventionen abbauen, die die Märkte in Entwicklungsländern schädigen, und sie muss nachhaltige Fischerei-Politik betreiben.
In den Handelsabkommen zwischen EU und Entwicklungsländern müssen den Entwicklungsländern die politischen Spielräume gewährt werden, die nötig sind, um deren Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln anzukurbeln. Darüber hinaus müssen die Programme der Entwicklungszusammenarbeit für die Entwicklung ländlicher Räume aufgestockt werden.
Ulrike Höfken ist Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Thilo Hoppe ist Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.