Faire Lebensmittelpreise weltweit – für eine soziale und nachhaltige Landwirtschaft
Anlässlich der öffentlichen Anhörung "Entwicklung der national und international steigenden Lebensmittelpreise und die Anforderungen insbesondere an die Landwirtschaftspolitik zur weltweiten Bekämpfung des Hungers" des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages erklären Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen, und Thilo Hoppe, Leiter der AG Globalisierung, Global Governance und Welthandel:
Die eingeladenen Sachverständigen waren sich einig, dass die Lösung der Welternährungskrise schneller aber auch konsequenter und dauerhafter Anstrengungen bedarf. Zentral sind die schonende Nutzung der Ressource Boden und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Dem massiven weltweiten Flächenverbrauch durch Überbauung und Zersiedelung aber auch durch Degradierung und Verwüstung zum Beispiel aufgrund von industrieller Agrarproduktion muss endlich Einhalt geboten werden. Die richtige Antwort liegt in einer nachhaltigen, Standort angepassten Landwirtschaft. Sowohl in der Agrarforschung als auch bei der Entwicklungszusammenarbeit müssen dieser höchste Priorität und ausreichend Finanzmittel eingeräumt werden.
Die Agrogentechnik hingegen hat auch nach über 20 Jahren Forschung mit Milliarden von öffentlichen Forschungsmitteln ihre Versprechungen, etwas für die Verbesserung der Welternährungslage zu leisten, nicht ansatzweise eingelöst. Die öffentliche Förderung von Forschungsvorhaben zur Entwicklung von gentechnisch veränderten Organismen muss endlich eingestellt und die frei werdenden Finanzmittel im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft verwendet werden.
Um die Ernährungssituation der Entwicklungsländer und ihrer Bürgerinnen und Bürger anhaltend zu verbessern, brauchen wir Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskriterien für den gesamten Agrarbereich, die auch Bestandteil der WTO-Vereinbarungen und bilateraler Handelsabkommen werden müssen. Das Recht auf Nahrung besitzt dabei oberste Priorität. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit werden Mehrinvestitionen von derzeit 14 auf rund 28 Milliarden US Dollar für die Förderung der ländlichen Entwicklung benötigt. Diese Gelder müssen insbesondere der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu Gute kommen. Darüber hinaus ist der Aufbau sozialer Sicherungssysteme dringend erforderlich. Mit nur 100 US Dollar pro Person pro Jahr kann das Überleben der von der Welternährungskrise besonders betroffenen Menschen in den Entwicklungsländern gesichert werden. Insgesamt müsste die internationale Gemeinschaft hierfür rund 50 Milliarden US Dollar aufwenden.
Wir fordern die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft auf, sich jetzt weltweit für eine nachhaltige, Ressourcenschonende Landwirtschaft stark zu machen und die notwendigen Finanzmittel für die Förderung ländlicher Entwicklung und sozialer Sicherungssysteme in den Entwicklungsländern bereitzustellen.
Thilo Hoppe ist Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Ulrike Höfken ist Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.