„Global denken – lokal handeln“
Im Klottje-Huus ging es um nachhaltige Entwicklung und die Rio-Konferenz / MdB Thilo Hoppe und junge Peerleader berichteten
Leer. Unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“ hatte kürzlich der Kreisverband Leer von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Informations- und Diskussionsabend zu den Themenkomplexen Umwelt, Entwicklung und fairer Handel ins Klottje-Huus eingeladen.
Der Auricher Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe, stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, stellte in einem Vortrag anschaulich dar, wie es 1992 zum ersten „Erdgipfel“, der großen Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro gekommen war. 172 Regierungsdelegationen und 108 Staatschefs versammelten sich damals in Brasilien und gelobten feierlich, Umweltschutz und Armutsbekämpfung ernster zu nehmen und die Weltwirtschaft auf Nachhaltigkeitskurs zu bringen. Hoppe kritisierte in seinem Vortrag, dass den großen Worten zu wenig Taten gefolgt seien. Die großen globalen Herausforderungen und Probleme, die schon 1992 in Rio diskutiert wurden, hätten sich in der Zwischenzeit verschlimmert: Die Zahl der Hungernden sei auf das Rekordniveau von einer Milliarde gestiegen, auch der CO2-Ausstoß hätte Rekordwerte erreicht und das Artensterben sei kaum gebremst worden.
Der Bundestagsabgeordnete, der auch die Kammer für nachhaltige Entwicklung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitet, warf auch einen Blick auf die bevorstehende Jubiläumskonferenz „Rio plus 20“. Ende Juni kommen erneut in Brasilien Delegationen aus nahezu allen Ländern der Welt zusammen, um über Umwelt- und Entwicklungsfragen zu diskutieren, Bilanz zu ziehen und, so Hoppe, „hoffentlich zukunftsweisende Beschlüsse zu fassen“. Das Dogma von der angeblichen Notwendigkeit ständig steigenden Wirtschaftswachstums müsse in Frage gestellt werden, meinte Hoppe. Eine weltweite nachhaltige Entwicklung sei nur möglich, wenn sich überall eine Art des Wirtschaftens durchsetze, die weder auf Ausbeutung der Entwicklungsländer noch zu Umweltzerstörung und Klimabelastung führe. Ein solcher Kurswechsel erfordere aber auch ein anderes Konsumverhalten. Hoppe schloss mit der 28. und 29. Juli Erwartung, dass die neue Rio-Konferenz auch den Prozess der Lokalen Agenda 21 wiederbeleben werde.
Bereits nach der ersten Rio-Konferenz 1992 hätte es in vielen Kommune Nachhaltigkeits-Initiativen gegeben – auch in Ostfriesland – von denen aber leider viele wieder eingeschlafen seien. In der Diskussion wurde dies aufgenommen und darauf hingewiesen, dass sich jetzt in Leer wieder eine Initiative bilde, die den fairen Handel (fair trade) voranbringen und Leer zu einer Fair-Trade-Town machen wolle. Im zweiten Teil des Abends berichteten Jugendliche aus Ostrhauderfehn – die „Peerleader“ – und ihr Lehrer Harald Kleem von Erfahrungen, die sie auf einer internationalen Jugendbegegnung in Brasilien gemacht hatten. Sie zeigten sich entsetzt von den schroffen Gegensätzen zwischen der Armut in den Elendsvierteln und dem Luxus in den Villenvierteln der Reichen und warben mit einem selbst geschriebenen Lied für weltweite soziale Gerechtigkeit. Einige Vertreter der „Peerleader“ aus Ostrhauderfehn werden zur Rio-Konferenz reisen und an einem Begleitprogramm im Deutschen Pavillon teilnehmen.
Foto: Thilo Hoppe; Harald Kleem, Projektinitiator „Peer-Leader-International“; Edzart Busemann und Rainer Kottke, KV Leer, Bündnis 90/Die Grünen, sowie Jugendliche des Peer-Leader Teams aus Ostrhauderfehn